
Während die intensiven Gefechte im nahe gelegenen Ost-Ghouta zwischen Opposition und syrischer Armee langsam abklingen, entwickelt sich im Süden der syrischen Hauptstadt Damaskus ein neues Kampfgebiet. In den Vierteln Yarmouk und al-Qadam sind Kämpfe zwischen den syrischen Streitkräften und dem Islamischen Staat ausgebrochen, nachdem es zu einer Vereinbarung mit daraus resultierender Evakuierung zwischen der Opposition und syrischer Regierung in al-Qadam kam. Diese Einigung sah den Abzug der letzten verbliebenen Rebellen nach Idlib vor, das dadurch entstandene „Machtvakuum“ im Bezirk wurde durch den IS ausgenutzt, als er auf völlig unvorbereitete und unorganisierte Truppen der syrischen Armee traf, die keine Zeit hatten, nötige Verteidigungen aufzubauen.
Ein großer Teil der Propaganda des Islamischen Staates konzentriert sich auf Yarmouk, da es eines der wenigen Gebiete ist, wo man noch Erfolge verzeichnen kann. Neben typischer Propaganda wie die Verbrennung von Schulbüchern der syrischen Regierung und die Einführung eines „islamischen Bildungssystems“ bedeutet das auch etliche Bilder und Videos von Gefechten gegen die syrischen Streitkräfte. So startete am 13. März eine Offensive auf al-Qadam, die der Armee erhebliche Verluste zufügen konnte. Mehrere Panzer und Truppentransporter konnten in Folge zerstört werden, vor allem die „Republikanische Garde“ soll mit etwa 80 getöteten Soldaten die meisten Verluste erlitten haben. Einige gefangen genommene Kämpfer wurden öffentlich exekutiert. Schätzungen zufolge kontrolliert die Terrormiliz etwa 90% bis 100% von al-Qadam.

Trotz Unterstützung der syrischen Luftwaffe konnte das militärische Gleichgewicht bisher nicht zugunsten der Armee kippen. Besondere Schuld soll demnach die militärische Führung um den Kommandanten Abdul Suleiman tragen, der mit einem unvorbereiteten Angriff auf den IS in Yarmouk eine absolut inkompetente Entscheidung getroffen haben soll.
Im Damaszener Viertel Yarmouk und umliegende Bezirke gibt es eine nahezu einmalige Konstellation: Syrische Armee und Rebellen kämpfen zusammen gegen den Islamischen Staat im einstigen palästinensischen Flüchtlingslager. 2015 überrannten ehemalige Oppositionskämpfer unter der Flagge des IS das Viertel fast vollständig. Die noch zuvor verbündete Opposition schloss sich entweder der syrischen Armee an oder flüchtete in andere Viertel. Zwischen den Aufständischen und der Regierung existiert dabei eine Waffenruhe und Verhandlungen zu einer gemeinsamen Kooperation. Die Kämpfe um Yarmouk waren in der Vergangenheit von geringer Intensität und eher von erfolgreichen Angriffen des Islamischen Staates auf Oppositionsviertel geprägt. Mit der Armeeoperation in Ost-Ghouta scheint aber nun eine neue Dynamik entstanden zu sein, die Eroberung von Yarmouk würde zusammen mit Ghouta die vollständige Sicherung von Damaskus bedeuten.