
Die Syrisch-Arabische Armee (SAA) und verbündete Milizen unter der Führung der Eliteeinheiten der „Republikanischen Garden“ und „Tiger Forces“ konnten in der von der Opposition gehaltenen Enklave Ost-Ghouta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus an mehreren Fronten vorrücken und neue Territorien erobern. Seit über einem Monat dauert die Operation „Damaszener Stahl“ an und scheint sich inzwischen auf der Zielgerade zu bewegen. Die zweite von insgesamt vier Gruppierungen kündigte ihre Bereitschaft für eine Kapitulation nach dem Willen der syrischen Regierung an, wodurch die Opposition nur noch eine Stadt kontrollieren würde. Die Situation ist gänzlich aussichtslos für die eingeschlossenen Islamisten: Interne Aufstände, Massenflucht von Zehntausenden Menschen und die Spaltung von Ghouta in drei Teile (wovon nun zwei erobert sind) spiegeln die derzeitige Position nieder.
Die Evakuierung der an Damaskus grenzenden Stadt Harasta wurde nach wenigen Tagen abgeschlossen, Tausende Kämpfer und ihre Familienmitglieder konnten mithilfe von Dutzenden Bussen in die von Islamisten beherrschte Provinz Idlib gebracht werden. Die mehrheitlich aus der islamistischen Organisation Ahrar al-Sham stammenden Mitglieder kapitulierten als Erste nachdem sie in der Stadt vollständig abgeschlossen wurden. Zuvor gingen vom Ort mehrere Angriffe und Offensiven auf Damaskus an, die der syrischen Armee schwere Verluste zufügten. Nun übernehmen Einheiten der syrischen Streitkräfte die Kontrolle über Harasta und beginnen mit der Entschärfung von Minen und weiteren Sprengstoffen. Am Ende sollen wieder Zehntausende in die teilweise stark zerstörte Stadt zurückkehren können. Es existieren keine offiziellen Zahlen über die Anzahl der insgesamt evakuierten Menschen nach Idlib, die Angaben reichen bis etwa 5.500 Personen, die Mehrheit davon Familienangehörige der etwa 1.500 Kämpfer.

Am Freitag verkündigte die zweite und damit auch zweitgrößte oppositionelle Gruppierung in Ost-Ghouta mit dem Namen Faylaq al-Rahman ihre Bereitschaft für eine Evakuierung der letzten, von ihnen gehaltenen Städte in der Enklave. Demnach schließen sie sich der islamistischen Organisation Ahrar al-Sham aus der Stadt Harasta mit der Kapitulation an, die den Transport aller bereitwilligen Kämpfer und ihre Familienmitglieder in die Provinz Idlib vorsieht. Angaben zufolge handelt es sich nach derzeitigen Stand um etwa 7.000 Menschen, die Aufteilung zwischen Zivilisten und Kämpfern ist unbekannt. Berichten zufolge wurde Faylaq al-Rahman mit der Zerstörung ihrer logistischen Infrastruktur und ihres Hauptquartieres in der neulich von der Armee eroberten Stadt Ain Terma konfrontiert, was sie in eine aussichtslose militärische Situation versetze. Angeblich wurde auch ihr Anführer Abdel Nasser Shmeir gefangen genommen. Die Aufgabe der von ihr gehaltenen Städte und Viertel Arbeen, Zamalka, Jobar und Hazeh würde im Umkehrschluss bedeuten, dass die Opposition lediglich die Stadt Douma in Ost-Ghouta halten würde.
Aufgrund der ausgerufenen Waffenruhe kam es in der gesamten Hauptstadt Damaskus zu Zelebrationen, besonders hohe Beliebtheit besitzen „Freudenschüsse“, wo in die Luft geschossen wird und es in der Vergangenheit auch schon zu mehreren Toten gekommen ist und eigentlich von der syrischen Regierung nicht gerne gesehen wird. Besonders gefeiert wurden in den angrenzenden Vierteln, die unter ständigem Artillerie- und Mörserbeschuss durch die Opposition leiden mussten. Alleine am 20. März starben fast 40 Zivilisten durch den Angriff auf einem belebten Markt.
Derweil fliehen seit drei Tagen Zehntausende Menschen aus dem belagerten Ost-Ghouta durch einen „humanitären Flüchtlingskorridor“, der in Hamouriyah durch die syrischen Streitkräfte errichtet wurde. Bisher ist der Flüchtlingsstrom ungebrochen, am ersten Tag flohen Schätzungen zufolge 10.000 bis 12.000 und in den darauffolgenden Tagen nahm der Flüchtlingsstrom nicht ab. Das russische Verteidigungsministerium hat dabei mehrere Kameras und Drohnen aufgestellt, die Liveübertragungen von diesen Korridoren zeigen. Inzwischen werden auch die Flüchtlingskorridore für Douma und Ain Terma genutzt.
Das russische Verteidigungsministerium spricht von insgesamt 102.000 Flüchtlingen aus der Enklave, vor einer Woche zeigte sich die UN mit etwa 55.000 Menschen wesentlich konservativer.Das syrische Fernsehen zeigt Menschen, die die Islamisten aufs Schärfste kritisieren, darunter die Hortung von Nahrung und Medizin, weitreichende Korruption und den Tod von mehreren Menschen, die Tage zuvor gegen sie demonstriert haben. Es kommt auch zu mehreren Familienzusammenführungen, wo nach sieben Jahren Soldaten ihre Eltern wiedertreffen.