Während intensive Gefechte im nahe gelegenen Ost-Ghouta zwischen Opposition und syrischer Armee andauern, entwickelt sich nun neue Frontlinien in den südlichen Vierteln der syrischen Hauptstadt Damaskus. In den Vierteln Yamourk und al-Qadam sind Kämpfe zwischen den syrischen Streitkräften und dem Islamischen Staat ausgebrochen, nachdem es zu einer Vereinbarung zwischen der Opposition und syrischer Regierung in al-Qadam kam. Diese Einigung sah den Abzug der letzten verbliebenen Rebellen nach Idlib vor, diese Pläne konnten jedoch durch einen Angriff des IS zumindest verzögert werden. Dieses durch die Abwesenheit der oppositionellen Kämpfer entstandene „Machtvakuum“ wurde von der Terrormiliz daraufhin genutzt.
Offiziellen Nachrichtenagenturen des Islamischen Staates zufolge wurden demnach im Verlauf der letzten Tage Dutzende Soldaten der Syrisch-Arabischen Armee (SAA) und mehrere Panzer zerstört, diese Meldungen können dabei teilweise durch veröffentlichte Bilder bestätigt werden. Diese zeigen getötete Soldaten, Einige davon verbrannt oder enthauptet und mindestens einen zerstörten Panzer. Ebenfalls gibt es einige unbestätigte Angaben über die Belagerung mehrerer syrischer Kämpfer im Süden von al-Qadam. Ursprünglich konnte sich die SAA etwa 70% des Viertels durch den Deal sichern, musste doch daraufhin das Wohnviertel al-Assali an den Islamischen Staat aufgeben, kontrolliert somit nur die Hälfte des Bezirks.

Im Damaszener Viertel Yarmouk und umliegende Bezirke gibt es eine nahezu einmalige Konstellation: Syrische Armee und Rebellen kämpfen zusammen gegen den Islamischen Staat im einstigen palästinensischen Flüchtlingslager. 2015 überrannten ehemalige Oppositionskämpfer unter der Flagge des IS das Viertel fast vollständig. Die noch zuvor verbündete Opposition schloss sich entweder der syrischen Armee an oder flüchtete in andere Viertel. Zwischen den Aufständischen und der Regierung existiert dabei eine Waffenruhe und Verhandlungen zu einer gemeinsamen Kooperation. Die Kämpfe um Yarmouk waren in der Vergangenheit von geringer Intensität und eher von erfolgreichen Angriffen des Islamischen Staates auf Oppositionsviertel geprägt. Mit der Armeeoperation in Ost-Ghouta scheint aber nun eine neue Dynamik entstanden zu sein, die Eroberung von Yarmouk würde zusammen mit Ghouta die vollständige Sicherung von Damaskus bedeuten.