Im Norden der zentralsyrischen Provinz Hama starteten verschiedene Oppositionsgruppierungen eine neue Offensive auf die Verteidigungspositionen der Syrisch-Arabischen Armee (SAA). Die mit den Titel „Rache für Ost-Ghouta“ benannte Operation wird dabei von Jabhat Tahrir Souriyah angeführt, einem neu gegründeten Oppositionsbündnis aus den islamistischen Fraktionen Ahrar al-Sham und Nour al-Din al-Zenki und von weiteren Gruppierungen wie Jaish al-Izzah oder Jaish al-Ahrar unterstützt.
Der Angriff konzentriert sich dabei vor allem auf die Umgebung der Stadt Kernaz, welches etwa 34 Kilometer nordwestlich von der Großstadt Hama entfernt liegt. Derzeit gibt es widersprüchliche Angaben über den bisherigen Erfolge der Offensive. Einigen Berichten zufolge konnte Kernaz und umliegende Dörfer wie al-Musharaifa oder Hamamiyat von den Islamisten nach intensiven Kämpfen erobert werden, Andere sprechen von der erfolgreichen Abwehr jedweder Vorstöße. Zumindest finden derzeitig brutale Gefechte in Kernaz selber statt, nachdem die Armee Verstärkung schickte. Einigen unbestätigten Aussagen zufolge konnten syrische Milizen inzwischen alle Territorien wiedererobern, die sie im Verlaufe des Tages verloren haben. Derzeitige Verluste sollen auf beiden Seiten bei jeweils 50 Tote liegen.
Alljährliche Offensiven der Opposition auf Nord-Hama haben sich inzwischen zu einer Tradition entwickelt, wobei das Ergebnis immer der Gleiche ist: Nach anfänglichen Erfolgen und Eroberungen muss man sich nach der Stationierung von besser ausgebildeten Truppenkontigenten der Armee geschlagen geben und unter hohen Verlusten teilweise sogar Gebiete verlieren. Auch hier scheint bisher das gleiche Szenario einzutreffen, es werden nämlich bisher kaum Truppen der syrischen Streitkräfte dort eingesetzt, dafür übernehmen einheimische Milizen unter dem Dachverband der „National Defence Forces“ als eine Form von „Stadtwachen“ die Verteidigung der Dörfer.
Zugleich kann die Opposition in dieser Offensive nicht mit sonderlich guten Kämpfern und Ausrüstung aufweisen, was vor allem auf die involvierten Gruppierungen zurückzuführen ist. Einzig Jabhat Tahrir Souriyah als wohl zweitgrößte Rebellenorganisation besitzt ausreichend Truppen, ist aber derzeit in der Provinz Idlib mit ihrem Rivalen Tahrir al-Sham beschäftigt, die sich seit Wochen erbitterte Kämpfe um verschiedene Städte führen.