Zivilisten und Islamisten fliehen aus Ost-Ghouta, neue Proteste gegen Aufständische

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Aufgrund militärischer Fortschritte der syrischen Streitkräfte ist das „Verteidigungsnetz“ der Opposition durchbrochen und damit sind auch mehrere Schlupflöcher entstanden, die von Dutzenden Zivilisten genutzt werden. Bereits zu Beginn der Offensive flohen mit der Unterstützung des Roten Kreuzes zwei pakistanische Staatsbürger, wurden aber wahrscheinlich auch mit der Unterstützung der Aufständischen entlassen. Einige Tage darauf nutzten zwei Kinder den von der syrischen Regierung und Russland eingerichteten „humanitären Flüchtlingskorridor“ bei al-Wafidin.  In dem dazu veröffentlichten Video sieht man ganz klar wie die fliehenden Kindern von der Opposition beschossen werden, sollte sich das Video als wahr herausstellen. Am Tag darauf sollen zwei weitere Kinder geflohen sein. Am Donnerstag floh eine dreiköpfige Familie nach der Eroberung von Beit Sawa.

In Folge der bevorstehenden Spaltung von Ost-Ghouta eröffnete die Armee einen weiteren Korridor zur Flucht südlich von Jisreen, wo es auch bisher zu keinen Gefechten zwischen den beiden Fraktionen gekommen ist. Eine Gruppe von Zivilisten nutzte daraufhin diesen Fluchtmöglichkeit und sagte zudem, dass Hunderte Zivilisten sich in ihren Häusern verstecken. Außerdem verließen während der Kämpfe in Beit Sawa einige Personen ihre Häuser. Die Situation erinnert an Ost-Aleppo, wo erst nach den Erfolgen der syrischen Armee die Zivilisten die Möglichkeit hatten, sich in Sicherheit zu begeben.

Am Samstag verließen 13 Kämpfer und ihre Familien, insgesamt zwischen 50 bis 100 Personen, Ost-Ghouta. Es ist nicht ganz klar ob sie freiwillig kapitulierten oder Bestandteil der derzeitigen Verhandlungen zwischen der syrischen Regierung und der islamistischen Gruppierung „Jaish al-Islam“ sind. Diesen Gesprächen nach werden Gefangene von „Tahrir al-Sham“ (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat al-Nusra und Fateh al-Sham) nach Idlib gebracht. In einem von dem sogenannten „Council of the Revolutionary Command of Damascus“ veröffentlichten Statement wurden die Zivilisten davor gewarnt, ihre Häuser zu verlassen, Kontakt mit der Regierung aufzunehmen oder zu fliehen.

Derweil dauern die Proteste gegen die „bewaffneten Aufständischen“ in einigen Teilen Ost-Ghoutas weiter an. Auf dem zentralen Marktplatz von Hamouriyah weht die Flagge der syrischen Regierung, während die meisten Menschen unbeirrt ihrem Alltag nachgehen. Mehrere Personen stimmen lautstark im Chor „Was wollen wir? Wir wollen Assad!“ und „Wir wollen diese Aufständischen nicht“ ein, was wohl die Meinung vieler Personen repräsentiert, die in Ost-Ghouta von den oppositionellen Kämpfern gefangen gehalten werden. In den Städten Sabqa und Misraba soll sich ein ähnliches Bild ergeben, auf den Straßen soll die syrische Fahne zu sehen sein. Am zweiten Tag kam es erneut zu Protesten in Hamouriyah und Kafr Batnah. Besonders in der letzten Stadt scheint sich inzwischen eine lautstarke Menge auf die Straße zu trauen (siehe Video). Zusammen symbolisieren sie Eines: Den Willen nach Frieden und die Ablehnung der Islamisten in der breiten Bevölkerung.

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Panzer der syrischen Armee bei Beit Sawa

Nach der Eroberung der ersten Stadt Beit Sawa im Zentrum der Enklave gab es intensive Kämpfe nördlich und westlich der Stadt, wo die Armee die meisten Farmen zu den Städten Madayra und Mesraba hat sichern können. Mesraba wurde inzwischen erobert, wie die Eliteeinheit der „Tiger Forces“ bestätigt. Weiter südöstlich wurden ebenfalls die Dörfer Hawsh al-Ashaari und Hawsh Qubaibat gesichert. Hinzu kommen mehrere Militärbasen in der Umgebung, wodurch man nur noch wenige Meter von der Siedlung Afrtis entfernt ist. Würde Afrtris gewonnen werden wäre das Gebiet der Islamisten im Süden nur noch auf mehrere Städte begrenzt.

Außerdem gibt es Berichte von erfolgreichen Vorstößen im Norden um das Viertel Harasta, welches in der Vergangenheit etlicher Offensiven durch die Opposition ausgesetzt war. Demnach wurden mehrere Bauernhöfe erobert und Harasta fast vollständig umkreist. Es gibt unbestätigte Berichte über Verhandlungen vom Abzug der Kämpfer vor Ort (hauptsächlich von Ahrar al-Sham), um dem Schicksal einer Belagerung zu entgehen.

Trotz vielerlei Berichte von allen Seiten ist Ost-Ghouta noch nicht in zwei Teile gespalten. Dafür wird immer noch die Stadt Madayra benötigt, die die Armeeeinheiten von dem Militärstützpunkt Harasta und in Beit Sawa trennt, insgesamt also ein Korridor von etwa einem Kilometer existiert. Faktisch gesehen besitzt die syrische Armee aber die (zumindest überirdische) Feuerüberlegenheit über dieses Gebiet und kann etwaige Fahrzeuge und Konvois problemlos aufhalten.

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