Türkische Armee erobert erste Stadt in Afrin

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Seit über einem Monat dauert nun die türkische Operation „Olivenzweig“ in Syrien an, wo die türkische Armee mit verbündeten Oppositionsgruppen (TFSA) gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bzw. amerikanisch unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) vorgeht und dabei versucht, die Kurden aus der syrisch-türkischen Grenzregion zu vertreiben. Unaufhaltsam scheint inzwischen der Vorstoß der türkischen Armee in Afrin, Tag für Tag können ohne großen Widerstand mehrere Dörfer von der YPG erobert werden. Die Kurden sind dieser Übermacht hilflos ausgesetzt, insofern sie nicht Beziehungen zur syrischen Regierung aufnehmen wollen. Inzwischen ist es nicht mehr eine Frage des „Ob“, sondern Eine des „Wann“, bis sich Afrin unter der Kontrolle der türkischen Armee befinden wird.

In der gesamten Afrin-Region konnte die türkische Armee und TFSA neue Gebietsgewinne verzeichnen und die YPG in Bedrängnis bringen. Im Nordwesten konnte erstmals die größere Ortschaft Rajo unter die eigene Kontrolle gebracht werden, nachdem man in den vergangenen Tagen umliegende Dörfer und Hügel sichern konnte, wodurch auch der letzte Nachschubweg durchtrennt wurde. Den direkten Angriff auf die Stadt übernahmen türkische Spezialeinheiten der PÖH und JÖH. Dadurch fällt fast der gesamte Nordwesten von Afrin unter die Kontrolle des türkisch-syrischen Bündnisses. Weiter südlich konnte man am Sonntag das Dorf Sheikh Hadid sichern und dadurch nun eine offizielle Verbindung zwischen den von der Opposition gehaltenen Territorien in Idlib und Nord-Aleppo errichten, die Türkei also prinzipiell nicht mehr als Durchfahrtsgebiet benötigt wird.

Im Südwesten sieht die Situation ebenso kritisch für die Volksverteidigungseinheiten aus. Die Stadt Jinderes wurde nach der Eroberung mehrerer Dörfer (u.a. Cemilik und Ramadiyah) von drei Seiten umstellt und wird wohl das Schicksal von Rajo teilen. Auch dort stehen Spezialeinheiten bereit, die für den urbanen Häuserkampf speziell trainiert sind.

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Situation am 3. März

Wesentlich schwieriger stellt sich das Terrain für die türkischen Streitkräfte im Nordosten bei dem Meydankay-Reservoir heraus. Trotz diverser Fortschritte, darunter die Eroberung von Jabal Bafilyun oder Sheymanli, musste die türkische Armee dort durch einen Überfall große Verluste erleiden. Bei Kämpfen nahe Bilal Koy wurden acht türkische Soldaten getötet, nachdem die YPG Guerilla-Taktiken anwendete und mithilfe eines geheimen Tunnels die Verteidigungspositionen flankiert hatte. Erst mit Luftunterstützung konnte die Situation zugunsten der Türkei gedreht werden, angeblich starben bei dem Überfall Dutzende YPG-Kämpfer.

Damit erhöht sich die Anzahl der getöteten türkischen Soldaten in der Operation „Olivenzweig“ auf 41. Laut dem türkischen Verteidigungsministerium starben zudem etwa 150 Kämpfer der TFSA und über 2000 „PKK- und IS-Terroristen“, wobei diese Angaben klare Verzerrungen der Realität darstellen. Außerdem wurden angeblich keine Zivilisten getötet, während YPG-Berichte von „Hunderten“ getöteten Zivilisten sprechen.

Die von der syrischen Regierung nach Afrin gesandten „Popular Forces“, ein Dachverband aus verschiedenen Milizen, mussten derweil enorme Verluste erleiden, derzeitige Schätzungen reichen von 60 bis 100 getöteten Kämpfern. Alleine bei Luftschlägen auf den Militärstützpunkt bei Kafr Janah (welcher zuvor von der russischen Armee bemannt wurde) wurden mehr als 30 Kämpfer getötet. Zudem starben mehrere Soldaten bei den Gefechten um Rajo und Jinderes. In den syrischen Regierungsgebieten kommt es wegen der eigenen Verluste zu Unmut und es stellt sich die Frage, wieso man überhaupt Einheiten nach Afrin geschickt hat, nur um dann dort sinnlos zu sterben. Mit den zunehmenden Erfolgen der „Operativen Olivenzweig“ müssen sich die Kurden aber die Frage stellen, ob sie von der Türkei und ihren Söldnern erobert oder unter der Regierung Schutz im Austausch zu politischer Autonomie finden.

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Türkische Spezialeinheiten in Rajo

Diese Milizen sind vor allem syrischer und schiitischer Natur, dem Trend der letzten Wochen folgend geht es dabei vor allem um Kämpfer aus den schiitischen Grenzstädten Nubl und Zaahra. Bis 2016 waren beide Orte von der Opposition belagert, nur von Afrins Seite kam es zu einem regen Handel und Schmuggel von Waren über die Grenze. Dafür scheinen sie sich nun mit militärischer Unterstützung zu revanchieren. Bereits vor dem Eintritt gab es Beweise von der Präsenz schiitischer Milizen und derer Bewaffnung an den Frontlinien gegen die türkische Armee, z.B. in der Stadt Jinderes.

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