Kurden erbeuten türkisches Militärfahrzeug in Afrin

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Seit über einer Woche dauert nun die türkische Operation „Olivenzweig“ in Syrien an, wo die türkische Armee mit verbündeten Oppositionsgruppen (TFSA) gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bzw. amerikanisch unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) vorgeht und dabei versucht, die Kurden aus der syrisch-türkischen Grenzregion zu vertreiben. Die türkischen Streitkräfte können kontinuierlich an Boden gewinnen, auch wenn die großen Erfolge weiterhin ausbleiben und die Verluste zunehmen.

Die letzten Tage waren von einem Hin und Her auf kleinem Raum geprägt. Die YPG behauptet, erfolgreich die Dörfer Haj Bilal und Tak Dikmash zurückerobert zu haben, während die TFSA behaupten, mehrere Ortschaften um Sheikh Khoruz bei Bulbul unter höheren Verlusten erobern zu haben. Je weiter sich die türkischen Truppen von der Grenze entfernen, desto größer ist der entstehende Widerstand, der sich vor allem durch die Zerstörung von den eigenen Militärfahrzeugen ausdrückt. Es werden vermehrt russische und iranische Waffenabwehrsysteme (Panzerabwehr und Raketen) eingesetzt, der türkischen Armee schwer zu schaffen machen.

 

Ein äußerst seltener Fund konnten die Volksverteidigungseinheiten verzeichnen, nachdem sie das Dorf Sheikh Khoruz wiedererobern konnten. Ein gepanzertes Militärfahrzeug des Typs „ACV-15“ konnte in einem relativ funktionsfähigen Zustand erbeutet werden. Im Fahrzeug gefundene Pässe weisen darauf hin, dass der ACV zur türkischen Armee gehörte und nicht zur TFSA, die ebenfalls einige ACV-Panzer besitzen. Es handelt sich um das erste eroberte Fahrzeug in der Operation „Olivenzweig“, welches für die YPG eine wichtige Bedeutung hat. Die Kurden in Afrin besitzen nur sehr wenige gepanzerten Fahrzeuge (lediglich zwei Panzer) und dementsprechend groß ist die Erweiterung durch einen ACV-15, sollten sie die volle Funktionalität wieder herstellen können. Angeblich wurden zudem zwei Soldaten gefangen genommen, wofür aber keine Beweise vorgelegt wurden.

Wie üblich kam es vermehrt zum Einsatz von Panzerabwehrwaffen aus iranischer und russischer Produktion. Demnach wurden zwar bei der größeren Siedlung Bulbul, Rajo und Jinderes jeweils ein M60-Panzer getroffen, jedoch Keiner zerstört. Dem türkischen Verteidigungsministerium zufolge wurden 999 „PKK- und IS-Terroristen“ neutralisiert, also getötet, verletzt oder gefangen genommen. Der Islamische Staat selber besitzt keine Präsenz in Afrin. Die SDF spricht von mehr als 500 getöteten „türkischen Kämpfern“. Beide Zahlen sind inflationär und spiegeln nicht den Tatsachen auf dem Boden wieder, wo die Verluste bei beiden Seiten wohl auf einem ähnlichen Niveau liegen. Am 7. Februar bestätigte die türkische Regierung den Tod von zwei weiteren türkischen Soldaten durch den Einsatz von Panzerabwehrwaffen und Artillerieschlägen, was die Anzahl an getöteten Soldaten nach über zwei Wochen auf 18 erhöht.

Es geht seit Tagen das Gerücht umher, dass Russland den syrischen Luftraum über Afrin für die türkischen Luftstreitkräfte geschlossen hätte und es dementsprechend zu keinen Luftangriffen gekommen ist. Hierbei soll es sich um eine Reaktion auf den Abschuss des russischen Kampfjets in Idlib handeln, in deren Vorfall die Türkei ebenfalls involviert war. Tatsächlich existieren keine neuen Berichte über Luftangriffe auf Afrin, anderen Berichten zufolge soll es sich nur um einen temporären Schritt handeln, um neue elektronische Systeme gegen die MANPADS in oppositionellen Händen zu installieren.

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Beide Seiten kompensieren die Verluste mit dem Erreichen neuer Einheiten und Gruppierungen aus ihren Heimatregionen. In den letzten Tagen und Wochen wurden immer mehr türkische Spezialeinheiten in der Nähe der syrischen Grenze gesichtet, die mithilfe von Transportflugzeugen ihr Ziel erreichten. Auf türkischer Seite werden Eliteeinheiten wie das 56. Regiment an die Grenze gezogen, welche bereits in der Vergangenheit erfolgreich gegen die PKK in der Türkei operieren konnte. Ihre Erfahrung im gebirgigen Terrain wird in der Bergregion von Afrin sehr hilfreich sein. Die vermehrten Tode von türkischen Soldaten sind Indikator für die tiefere Beteiligung der türkischen Armee in Operation „Olivenzweig“. Die TFSA selber wird ebenso vielfältiger, islamistische Gruppierungen wie Nour al-Din al-Zenki oder Tahrir al-Sham kündigten ihre Bereitschaft in dem Falle an, sollte eine neue Front in Süd-Afrin eröffnet werden.

Die YPG/SDF hingegen erhielt von Nordostsyrien reguläre Unterstützung und auch internationale, kommunistische Kampfverbände. Die Einheiten nutzten das syrische Regierungsterritorium im Norden der Provinz Aleppo, welches Afrin und das restliche Gebiet der SDF miteinander verbindet. Es stellt den einzigen Weg zu Afrin dar, die restlichen Gebiete werden von der Türkei oder mit ihnen verbündeten Gruppierungen kontrolliert.

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