Syrische Armee erobert Deir ez-Zor

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Die Syrisch-Arabische Armee (SAA) und verbündete Gruppierungen konnten nach jahrelangen Kämpfen die ostsyrische Großstadt Deir ez-Zor in der gleichnamigen Provinz am Euphrat vom Islamischen Staat erobern und damit dem IS die letzte große Hochburg in Syrien berauben. Der Kampf um Deir ez-Zor war von verschiedenen Phasen geprägt, zeitweise war die Situation äußerst kritisch für die Soldaten und tausenden Einwohner in der Stadt.

In der vergangenen Woche konnte die SAA erhebliche und unerwartete Fortschritte in einer neu gestarteten Offensive in der Stadt erzielen, in nur wenigen Tagen wurde der belagerte Islamische Staat von den 30% verstoßen, die er noch zuvor in der Stadt gehalten hat. Dies geschah ohne besonderen Widerstand, wie überall scheint der IS zu geschwächt gewesen zu sein, um nötige Kontingente zur Verteidigung von Deir ez-Zor bereitzustellen. Der Faktum der Belagerung spielt wahrscheinlich ebenfalls sein übriges, war die syrische Armee unter dem (inzwischen verstorbenen) General der Republikanischen Garde, Issam Zahrredine, für rund vier Jahre selber vom IS belagert.

Seit 2012 kam es zu Kämpfen zwischen Armeegarnison und den ersten Oppositionellen, erst ab 2014 wurde der allseits präsente Islamische Staat mit seinem Eroberungsfeldzug in Syrien und Irak zur echten Gefahr. Noch im selben Jahr wurde die Stadt vollständig belagert, die M20-Straße nach Palmyra und Damaskus gekappt. Die verbliebenen Armeesoldaten errichteten Verteidigungen in der Stadt, in den Jahren wurde der (durch die USA später nicht mehr nutzbare) Militärflughafen die wichtige Lebensader der Belagerten für Nachschub, Waren und Truppenunterstützung, die stärksten Verteidigungspositionen gab es bei den westlichen Militärbasen und in der Industriezone.

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Die wohl kritischste Situation in dem Kampf um Deir ez-Zor

Die verbliebene Garnison um die Eliteeinheit der Republikanischen Garden war immer wieder Großoffensiven des Islamischen Staates ausgesetzt gewesen, wo er noch die Kapazitäten dazu besaß. Diese aufeinanderfolgenden Offensiven waren zwar äußerst verlustreich für den IS (wenn nicht sogar die Verlustreichsten in seiner ganzen Existenz), dennoch konnte die Armee und Verbündete immer weiter isoliert werden. Der kritischste Punkt wurde im Januar 2017 erreicht, wo der IS es schaffte, mithilfe eines Sandsturms den zentralen Friedhof und Gedenkstätte für den armenischen Genozid (Deir ez-Zor war damals Standort eines Konzentrationslagers) zu erobern und damit das belagerte Gebiet zu spalten.

In einer groß angelegten Operation zur Wiedereroberung der Landesteile im Zentrum und Osten des Landes vom Islamischen Staat erreichte man im September nun Deir ez-Zor, der Belagerungsring wurde durchbrochen und die Belagerung aufgehoben. Der Jubel der zehntausenden Menschen, die zuvor der Angst und Knappheit ausgesetzt waren, war ähnlich wie in Aleppo riesig. Die letzten Positionen des IS befanden sich zunächst im Zentrum und Osten der Stadt, zurückgezogen hat er sich bis auf die zwei Inseln Hawijat Kati und al-Utmaniyah.

Deir ez-Zor mit seinen etwa 70.000 bis 100.000 Einwohnern derzeitig ist der strategisch wichtigste Ort im Osten des Landes, eine Machtprojektion der syrischen Regierung und seinen Einfluss in Ost-Syrien und relevant für den Erdöl- und Erdgas-Transport der umliegenden Felder. Während die Stadt vollständig befreit ist, finden Kämpfe zwischen der SAA, dem IS und der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) statt, wo es um die Kontrolle der irakischen Grenzgebiete und dutzender Ölfelder geht. Nächstes Ziel ist Abu Kamal an der irakischen Grenze, die letztlich verbliebene Stadt unter der Kontrolle des Islamischen Staates in Syrien.

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